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Ursachen, Symptome, Behandlung

Typ-2-Diabetes

Typ-2-Diabetes ist einer von mehreren Typen des Diabetes mellitus. Diabetes ist weit verbreitet: Rund um den Globus leben Millionen von Menschen mit der umgangssprachlich manchmal „Zuckerkrankheit“ genannten Erkrankung. Mit einer Diabetes-2-Diagnose sind Sie also nicht allein – und nicht ohne Unterstützung. Wir haben im folgenden Artikel alles Wissenswerte über die Ursachen und Anzeichen von Typ-2-Diabetes, Symptome, Risikofaktoren sowie die Behandlungsmöglichkeiten zusammengefasst.

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Definition: Was ist Typ-2-Diabetes?

Diabetes vom Typ 2 – was bedeutet das eigentlich?
Wenn Sie diese Diagnose von einem Arzt erhalten, bedeutet das, dass ein biochemischer Körperprozess, nämlich der Zuckerstoffwechsel, gestört ist. Aus verschiedenen Gründen reicht die vorhandene Insulinmenge nicht aus oder das Insulin wirkt nicht ausreichend, um den Bedarf zu decken, die Folge ist ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel.
Diabetes-Typ-2 wird gelegentlich „Altersdiabetes“ genannt, weil er sich oft erst im höheren Lebensalter bemerkbar macht. Tatsächlich liegt das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung bei Männern bei 61 Jahren, bei Frauen bei 63 Jahren. [9] Dennoch ist die Definition „Altersdiabetes“ nicht ganz korrekt, im Gegenteil: Faktisch nimmt die Zahl jüngerer Menschen, die an Diabetes Typ-2 erkranken, sogar stetig zu. Das liegt daran, dass die Faktoren Übergewicht und Bewegungsmangel – Hauptursachen für Diabetes mellitus Typ 2 - zunehmend bereits in jüngeren Jahren, bei Jugendlichen und sogar Kindern auftreten. Die Krankheit ist also keineswegs eine Frage des Alters.

Wenn ein Typ 2 Diabetes entsteht, kommen verschiedene Ursachen und Auslöser zusammen. Bekannte Faktoren dabei sind zum einen eine verminderte Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin (hier spricht man auch von einer Insulinresistenz), zum andern sind die insulinproduzierenden Zellen nicht mehr in der Lage, ausreichend Insulin zu bilden.
Dem geht oft eine jahrelange „Überproduktion“ voraus, die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse sind irgendwann „erschöpft“. Auch eine erbliche Veranlagung spielt eine Rolle. Auslösende Faktoren können Übergewicht oder Bewegungsmangel sein.

In Deutschland erkranken jedes Jahr ca. 450 000 Menschen neu daran, insgesamt sind nach Schätzungen knapp 9 Millionen Menschen betroffen. Man schätzt, dass zusätzlich noch mindestens zwei Millionen mit einem noch unerkannten Typ 2 Diabetes hinzukommen.
Bis zur ersten Diagnose leben Betroffene durchschnittlich acht Jahre lang mit einem unentdeckten Diabetes [1]. So wissen etwa zwei Prozent der Deutschen wissen nicht, dass sie an einem Diabetes erkrankt sind.

Typ-1 und Typ-2-Diabetes: Wo ist der Unterschied?

Im Gegensatz zum Typ 2 Diabetes, ist Typ-1-Diabetes eine Autoimmunerkrankung, die meistens schon in jüngeren Jahren auftritt. Dabei kommt die Insulinproduktion völlig zum Erliegen. Die einzige Behandlungsmöglichkeit besteht darin, Insulin zu spritzen, deswegen spricht man auch von einem „insulinpflichtigen Diabetes“. Die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 1 wird anders als Diabetes Typ-2 nicht durch Faktoren wie den Ernährungs- und Lebensstil beeinflusst.
Typ-2-Diabetes tritt wesentlich häufiger auf als Typ-1-Diabetes. Etwa 95% der Menschen mit Diabetes sind an einen Typ-2-Diabetes erkrankt. [9]

Lesen Sie mehr zu Typ-1-Diabetes in unserem Magazinartikel.

Ursachen für Typ-2-Diabetes

Bei Typ-2-Diabetes herrscht im Körper ein Mangel an Insulin. Aber was löst dieses Insulindefizit aus?
Eine eindeutige Antwort gibt es nicht immer: Es gibt viele verschiedene Faktoren, die einem Typ-2-Diabetes zugrunde liegen oder ihn auslösen können. Sicher spielt eine genetische Vorbelastung eine Rolle, entscheidender scheint aber der Lebensstil zu sein. Aber auch andere Faktoren können einen Einfluss haben. So gibt es innerhalb Deutschlands regionale Unterschiede beim Auftreten von Typ-2-Diabetes. [9]. Möchten Sie mehr Details zu den Ursachen von Diabetes 2 erfahren?

Genetik und familiäre Vorbelastung

Genetische Veranlagung kann das Risiko für Diabetes Typ 2 erhöhen. Wenn nahe Verwandte wie Eltern oder Geschwister an Diabetes leiden, steigt die Wahrscheinlichkeit, selbst davon betroffen zu sein. Ist zum Beispiel ein Elternteil an Diabetes Typ-2 erkrankt, ist das Risiko für Kinder etwa 1,7-fach erhöht, sind beide Elternteile erkrankt, sind es sogar fast drei Prozent [9].

Übergewicht und Bewegungsmangel

Auslöser für die Erkrankung ist eine genetische Veranlagung nicht. Um einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, müssen weitere Faktoren wie Übergewicht oder Bewegungsmangel hinzukommen. Genau diese beiden Punkte werden häufig als Hauptverursacher der Erkrankung angesehen.
Was hat Fitness und Gewicht mit der Biochemie der Hormonproduktion zu tun, fragen Sie sich jetzt möglicherweise. Der Zusammenhang ist schnell erklärt: Ein inaktiver Lebensstil mit wenig körperlicher Bewegung fördert die Entstehung von Übergewicht. Übergewicht und Fettleibigkeit sind starke Risikofaktoren für Diabetes Typ 2. Das Vorhandensein von überschüssigem Körperfett, vor allem am Bauch, kann die Insulinresistenz erhöhen und die Funktion der Betazellen in der Bauchspeicheldrüse beeinträchtigen, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind. Daraus folgt: Ein wenig aktiver ungesunder Lebensstil kann bereits bei Kindern und Jugendlichen zur Entstehung von Diabetes Typ 2 beitragen. [6].

Insulinresistenz

Eine der wesentlichsten Ursachen an Diabetes Typ-2 zu erkranken, ist die Insulinresistenz. Oft liegt sie schon sehr lange vor, bevor ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert wird. Bei einer Insulinresistenz reagieren Körperzellen nicht mehr oder nicht mehr ausreichend auf die Signale, die vom Insulin ausgehen. Um dies zu kompensieren, erhöht die Bauchspeicheldrüse zunächst ihre Insulinproduktion. Über einen längeren Zeitraum erschöpft das Organ dabei. Es entsteht ein Insulinmangel und ein Diabetes Typ 2 manifestiert sich. Wie es zu einer Insulinresistenz kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Insulinresistenz kann vererbt werden. Wenn bereits Verwandte 1. Grades an einem Diabetes Typ 2 erkrankt sind, ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, selbst zu erkranken. Allerdings können Menschen ohne erbliche Vorbelastung ebenfalls insulinresistent werden.
Die Risikofaktoren, die dazu beitragen, entsprechen den bereits erläuterten:

  • Bewegungsmangel (begünstigt Übergewicht)
  • Übergewicht (vor allem Bauchfett scheint die Hormonwirkung von Insulin herabzusetzen)
  • Fehlernährung (ungünstige Fette, zu viele Kalorien, zu wenig Ballaststoffe)
    Eine Insulinresistenz kann gefährliche Folgen haben, da sie den zentralen Faktor für die Symptome und Folgeerkrankungen eines metabolischen Syndroms darstellt.

Exkurs: Was ist Insulin?

Dreh- und Angelpunkt jeder Diabeteserkrankung ist das Insulin. Daher möchten wir Ihnen dieses Hormon und seine Wirkung an dieser Stelle kurz vorstellen.

Insulin ist ein wichtiges Hormon für den Stoffwechsel im menschlichen Körper. Es wird in den Betazellen der sogenannten „Langerhans’schen Zellen“ in der Bauchspeicheldrüse produziert. Über den Blutkreislauf gelangt es zu den Körperzellen. Aufgabe des Insulins ist, Traubenzucker (Glukose) aus dem Blut in die Zellen zu schleusen, die die Zuckermoleküle zur Energiegewinnung benötigen. Hauptsächlich werden die Zellen der Muskeln, Leber, Nieren und des Fettgewebes durch Insulin geöffnet, sodass sie die Glukose aufnehmen können. Insulin ist das einzige Hormon, das blutzuckersenkend wirkt. Ist dieser biochemische Prozess durch zu wenig oder ganz fehlendes Insulin eingeschränkt, kommt es zum Anstieg des Blutzuckerspiegels – die Glukose gelangt nicht mehr in die Zellen hinein. Gleichzeitig entsteht eine Unterversorgung der Zellen mit Zucker. Damit liegt ein Diabetes vor.

Mangel an GLP-1

Als wietere Ursache für Typ-2-Diabetes gilt ein Mangel an GLP-1. Am Zuckerstoffwechsel sind neben Insulin weitere Hormone beteiligt. Das sogenannte GLP-1 (Glucagon-like Peptide) ist ein körpereigenes Darmhormon, das bei Nahrungsaufnahme ausgeschüttet wird. Es fördert die Abgabe von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse und hemmt das Glukagon, den Gegenspieler des Insulins. Bei Diabetes Typ 2 wird GLP-1 nicht mehr in ausreichender Menge gebildet. Besteht ein solcher Mangel, kann dieser Vorgang nicht mehr korrekt ausgeführt werden, die Zuckerverwertung im Körper ist gestört und der Blutzuckerspiegel steigt. [8]

Wie entwickelt sich ein Typ-2-Diabetes?

Hat die Diagnose von Diabetes Typ 2 Sie überraschend getroffen? Das ist typisch für diese Erkrankung. Sie beginnt schleichend und ohne Symptome. Häufig wird Typ-2-Diabetes durch Zufall beim Arzt bei einer Routineuntersuchung erkannt. Klassische Symptome wie Durst und häufiges Wasserlassen sind in der Anfangsphase eher selten, es zeigen sich eher Müdigkeit und Infektionsanfälligkeit, die oft zunächst nicht mit dieser Erkrankung in Zusammenhang gebracht werden. Ist der Diabetes schon fortgeschritten und die Blutzuckerwerte stark erhöht, treten die typischen Diabetes-Symptome auf. Dazu gehören:

  • gesteigerter Durst und häufiges Wasserlassen
  • Müdigkeit, Schwächegefühl und Antriebsarmut
  • Vergesslichkeit, Leistungs- und Konzentrationsschwäche
  • Niedergeschlagenheit bis hin zu Depression
  • Sehstörungen
  • Infektanfälligkeit
  • trockene Haut, schlecht heilende Wunden

Exkurs: Metabolisches Syndrom

Vom metabolischen Synsrom spricht man, wenn diese Symptome zusammen auftreten:

  • Übergewicht (besonders Bauchfett),
  • erhöhter Nüchternblutzuckerspiegel
  • erhöhte Blutfettwerte
  • Bluthochdruck

Ein metabolisches Syndrom erhöht das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Gefäßleiden, Fettleber und Typ-2-Diabetes. Da eine Insulinresistenz nach aktuellem Wissenstand der zentrale Faktor darstellt, bezeichnet man das metabolische Syndrom auch als „Insulinresistenz-Syndrom“. Die Behandlung des metabolischen Syndroms liegt vor allem in der Änderung der Lebensführung. Durch Bewegung und Änderung der Ernährungsgewohnheiten sollte in erster Linie eine Gewichtsreduzierung angestrebt werden. Zusätzlich können medikamentöse Therapieformen sinnvoll sein. Eine gute Nachricht ist, dass durch Änderung Lebensgewohnheiten (Sport, Reduzierung des Bauchfetts bei Übergewicht, gesunde Ernährung) eine bereits vorhandene Insulinresistenz reduziert werden kann. [7]

Diagnose des Typ-2-Diabetes

Ein Verdacht auf Typ-2-Diabetes liegt vor, wenn Erkrankungen, die mit Diabetes in Verbindung gebracht vorliegen (siehe Folgeerkrankungen ), bei typischen Symptomen (s.o.) oder wenn eine Gesundheitsuntersuchung ein auffälliges Ergebnis der Plasmaglukose zeigt. Diabetes oder nicht – wie finden Mediziner das heraus? Wir erklären Ihnen, wie Ihr Arzt einen Diabetes-Verdacht abklärt.

Die Diagnose erfolgt über die Bestimmung des Blutzuckerspiegels, dafür werden je nach Situation verschiedene Methoden verwendet. Geläufige Testmethoden sind:

  • Der Blutzuckerlangzeitwert, auch Blutzuckergedächtnis oder HbA1c-Wert. Er gibt die durchschnittliche Blutzuckerkonzentration der letzten 8-12 Wochen an und wird anhand einer Blutprobe bestimmt. Auch der Therapieverlauf kann durch diese Messung beurteilt werden.

  • Der Nüchternblutzuckerwert. Dieser wird morgens nüchtern, mindestens acht Stunden nach der letzten Mahlzeit gemessen.

  • Der orale Glucosetoleranztest: Er zeigt, wie gut Zucker aus der Nahrung durch die Zellen aufgenommen werden kann. Er wird zur Diagnoseabsicherung oder bei grenzwertigem Nüchternblutzuckerwert eingesetzt. Seine Durchführung ist etwas aufwendiger. Sie trinken dabei auf nüchternen Magen eine festgelegte Menge an Glukoselösung, anschließend finden zwei Blutzuckermessungen statt. Zuerst wird zum Zeitpunkt des Trinkens gemessen (für den Nüchternblutzuckerwert) und dann erneut nach zwei Stunden. Bei einem stoffwechselgesunden Menschen wird durch die Aufnahme der Kohlenhydrate sofort Insulin ausgeschüttet, das für eine rasche Aufnahme des Zuckers in die Körperzellen sorgt. Dadurch fällt der Blutzuckerspiegel schnell wieder. Ist allerdings zu wenig Insulin vorhanden, führt das zu einem höheren und länger anhaltendem Anstieg, der sich anhand der Messwerte nachvollziehen lässt.

Behandlung des Typ-2-Diabetes

Die Untersuchung bestätigt den Verdacht auf Diabetes Typ 2 – wie geht es weiter? Die konkrete Therapie hängt unter anderem davon ab, wie weit der Diabetes bereits fortgeschritten ist. Ihr behandelnder Arzt wird die richtige Therapie für Sie auswählen. Abhängig vom Schweregrad kann vielleicht schon eine Ernährungsumstellung oder Veränderung des Lebensstils ausreichend sein. Gegebenenfalls wird der Mediziner blutzuckersenkende Medikamente verordnen oder sogar eine zusätzliche Insulintherapie einleiten. Gemeinsam mit Ihnen wird der Arzt individuell angepasste Therapieziele festlegen. Sie möchten genaueres über die verschiedenen Therapieformen erfahren? Wir haben hier für Sie das Wichtigste in Kürze zusammengefasst.

Basistherapie

Wurde der Typ-2-Diabetes im Frühstadium erkannt, kann bereits eine Ernährungsumstellung in Kombination mit Bewegung und gegebenenfalls Tabakentwöhnung ohne Einnahme blutzuckersenkender Medikamente ausreichen, um die Blutzuckerwerte zu stabilisieren.

  • Ernährung: Sie müssen keine spezielle Diät einhalten. Die Ernährung sollte ausgewogen und abwechslungsreich ausfallen, möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel enthalten und reich an Ballaststoffen sein. Speziell Menschen mit Adipositas profitieren davon.
  • Sport: Wenn man sich bewusst ist, dass jede körperliche Aktivität dazu führt, dass Glukose aus dem Blut in die Körperzellen geschleust wird, versteht man schnell, warum sich Sport so günstig auf den Blutzuckerspiegel auswirkt. Bei einer regelmäßigen Bewegung verbessert sich zusätzlich die Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin, was bewirkt, dass noch mehr Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangt. Unabhängig von der direkten Senkung des Blutzuckerspiegels kann körperliche Aktivität auch helfen, Folgeerkrankungen zu verbessern oder ganz zu vermeiden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Erwachsene 150 bis 300 Minuten Bewegung mit mittlerer Intensität pro Woche, idealerweise aufgeteilt in 30- bis 60-minütige Einheiten

Medikamentöse Therapie

Erst dann, wenn alle nicht medikamentösen Methoden der Basistherapie ausgeschöpft sind, wird der Arzt eine medikamentöse Therapie einleiten. Dabei ist es wichtig, weiterhin auf eine gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung zu achten. Abhängig von Ihrem individuellen Risiko und vorliegenden weiteren Erkrankungen wird der Arzt die individuell passende Therapie festlegen. Dabei stehen verschiedene Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen zur Verfügung, die häufig miteinander kombiniert werden [15], [16] Erfahren Sie hier, was die verschiedenen Substanzen leisten.

Biguanide (Metformin)

Metformin hemmt in der Leber die Neubildung von Glukose und sorgt in den Zellen des Muskel- und Fettgewebes zu einer Verbesserung der Glukoseverwertung. Metformin wird schon sehr lange verwendet und ist nach wie vor das Medikament der ersten Wahl.

SGLT2-Inhibitoren (Gliflozine, z.B. Dapagliflozin, Empagliflozin)

SGLT2-Inhibitoren wirken an der Niere. Sie fördern eine vermehrte Glukoseausscheidung und sorgen so für eine Senkung des Blutzuckerspiegels. Zudem bewirken sie oft eine Gewichtsabnahme und eine Senkung des Blutdrucks. Sie werden auch bei Herzinsuffizienz und chronischer Niereninsuffizienz eingesetzt.

GLP-1

Wird Nahrung aufgenommen, regiert der stoffwechselgesunde Körper mit einer erhöhten Insulinausschüttung. Mediziner bezeichnen dies als sogenannten „Inkretin-Effekt“. Das Glucagon-like Peptide (GLP-1) ist eines der beiden wichtigsten Hormone für diesen Effekt und setzt verstärkt Insulin frei. Zusätzlich bewirkt GLP-1 eine Senkung der Glucagonproduktion, was zur Folge hat, dass die Leber weniger Glukose freisetzt. Außerdem verzögert es die Magenentleerung und drosselt so den Appetit. GLP-1 wird abhängig von der Mahlzeit im Dünndarm gebildet. Das heißt, es wirkt nur dann, wenn der Blutzuckerspiegel steigt. Es gibt zwei Wirkstoffgruppen in der Diabetes-Therapie, die diesen Effekt ausnutzen:

  • GLP-1-Agonisten oder Inkrenin-Mimetika (Glutide, z.B. Exenatid, Dulaglutid, Semaglutid) Agonisten im pharmakologischen Sinn sind Substanzen, die die Signalübertragung einer Zelle aktivieren, indem sie den zugehörigen Rezeptor besetzen. GLP-1- Agonisten sind somit Wirkstoffe, die den Rezeptor, an dem normalerweise das Hormon GLP-1 andockt, besetzen und dadurch die Wirkung des Darmhormons nachahmen. Dadurch senken sie den Blutzuckerspiegel, das Sättigungsgefühl setzt früher ein, was auch zu einer Gewichtsabnahme führt. Aus diesem Grund haben einige der Medikamente auch eine Zulassung zur Behandlung der Adipositas. Im Gegensatz zu den vorher genannten Medikamenten, die in Tablettenform zum Schlucken im Handel sind, müssen die Glutide (ähnlich wie Insulin) gespritzt werden. Nur für Semaglutid gibt es seit 2020 eine EU-Zulassung in Tablettenform unter dem Handelsnamen Rybelsus®. Allerdings ist das Präparat noch nicht erhältlich (Stand Februar 2024).

  • DPP-4-Hemmer (Gliptine, z.B. Saxagliptin, Sitagliptin) Gliptine verzögern den Abbau des Hormons GLP 1 in dem sie das Hormon Dipeptidyl-Peptidase-4 (DPP 4) blockieren. Dadurch wird die Konzentration von GLP1 im Plasma erhöht und mehr Insulin freigesetzt. Von daher ist die Wirkung grundsätzlich ähnlich wie die der GLP-Agonisten, sie haben aber keine Auswirkungen auf das Gewicht. Gliptine werden häufig mit Metfomin oder anderen Wirkstoffen kombiniert.[17][18]

Sulfonylharnstoffe (z.B. Glibenclamid, Glimepirid)

Sulfonylharnstoffe werden schon sehr lange zur medikamentösen Behandlung von Diabetes Typ 2 verwendet. Sie greifen direkt an den insulinproduzierenden Betazellen an, blockieren diese und bewirken so eine Steigerung der Insulinproduktion und damit eine Senkung des Blutzuckerspiegels. Sulfonylharnstoffe haben zwar eine starke blutzuckersenkende Wirkung, können aber auch zu schweren Hypoglykämien (Unterzuckerungen ) führen. Außerdem kann es unter der Therapie zu einer Gewichtszunahme kommen. Aus diesen Gründen ist eine Therapie mit Sulfonylharnstoffen nicht für alle Patienten geeignet.

Insuline

Eine Insulintherapie kann auch bei Menschen mit Typ-2-Diabetes im Laufe der Erkrankung notwendig werden. Dazu kommt es, wenn die körpereigene Insulinproduktion so stark abgenommen hat, dass weder Ernährungsumstellung und ausreichende Bewegung noch eine Behandlung mit anderen blutzuckersenkenden Medikamenten den Zuckerspiegel im Normbereich halten können. Gut zu wissen: Auch bei einer Erstdiagnose, bei der das Vorliegen eines Diabetes-Typ-1 (also einer Autoimmunerkrankung) noch nicht sicher ausgeschlossen werden kann, kann eine Insulintherapie erforderlich sein. Viele verschiedene Arten von Insulin stehen für eine Behandlung zur Verfügung, die sich in der Struktur, aber vor allem auch in der Wirkdauer unterscheiden. Es gibt kurzwirksame und langwirksame Insuline und auch Mischinsuline. Der Arzt wird gemeinsam mit Ihnen ein Therapieschema ausarbeiten, das ganz individuell auf Ihre Lebenssituation angepasst ist. Meist wird eine Insulintherapie mit anderen blutzuckersenkenden Medikamenten kombiniert.

Es gibt noch weitere Wirkstoffgruppen auf dem Markt, die aber nur in speziellen Situationen Einsatz finden. Auf diese soll an dieser Stelle nicht eingangen werden.

Folgeerkrankungen von Diabetes mellitus

Sind die Blutzuckerwerte langfristig erhöht, kann dies zu einer Reihe von Folgeerkrankungen führen, die oft zunächst gar nicht direkt mit der Diabetes-Erkrankung in Verbindung gebracht werden. Deswegen ist es wichtig, die regelmäßig empfohlenen ärztlichen Untersuchungen wahrzunehmen. Besonders große und kleine Blutgefäße werden durch langfristig überhöhte Blutzuckerspiegel geschädigt, verschiedenste Organe können betroffen sein. Besonders häufig treten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das diabetische Fußsyndrom, Störungen an Augen, Nieren und Nerven auf. Auch Krankheitsbilder wie neurologische Erkrankungen oder Krebs werden mit Diabetes in Verbindung gebracht. [10] [11] Etwa 21 Prozent aller Todesfälle in Deutschland lassen sich auf Diabetes und seine Folgeerkrankungen zurückführen. [14]

Was können Sie selbst tun, um Folgeerkrankungen zu vermeiden?

  • Regelmäßige Teilnahme an ärztlichen Kontrolluntersuchungen
  • Übergewicht vermeiden, bzw. bereits vorhandenes Übergewicht reduzieren
  • Auf einen gut eingestellten Blutzuckerspiegel achten
  • Gesunder Lebensstil (ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung, genügend Schlaf…)
  • Bluthochdruck vermeiden, bzw. auf konsequente Behandlung achten
  • Zu hohe Cholesterinspiegel vermeiden, bzw. auf konsequente Behandlung achten [1]

Langzeitfolgen des Diabetes

Einige Langzeitenfolgen sollen hier kurz betrachtet werden.

Auge:

Die diabetische Retinopathie ist eine der häufigsten Erkrankungen des Diabetes. Durch hohe Blutzuckerspiegel können langfristig die Netzhaut und auch kleine Blutgefäße in den Augen geschädigt werden. Dies kann von leichten Sehbeschwerden bis hin zu völliger Erblindung führen. Man spricht von einer „Diabetischen Retinopathie“. Weiterhin kann es auch zu Veränderungen am „gelben Fleck“, der Stelle des schärfsten Sehens (Makulopathie), Entzündungen an den Lidern, zu grauem oder grünem Star kommen.

Niere

Diabetes ist weltweit die häufigste Ursache für Nierenerkrankungen. Menschen mit Typ-2-Diabetes sind besonders häufig betroffen, die Prävalenz (das ist die Häufigkeit einer Krankheit in der Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt) liegt in Deutschland bei etwa 40%. [14] Sind die Blutzuckerwerte langfristig zu hoch, können die Wände der kleinen Blutgefäße in den Nierenkörperchen angegriffen und zerstört werden. Werden sie löchrig, kann die Niere ihre Filterfunktion nicht mehr richtig ausüben. Unter anderem wird vermehrt das Bluteiweiß Albumin im Urin ausgeschieden. Findet man also Albumin im Urin, kann das ein Anzeichen einer Nierenerkrankung sein. Unerkannt und unbehandelt kann diese gravierende Folgen von einer Niereninsuffizienz bis hin zum völligen Nierenversagen haben. Rechtzeitig erkannt und behandelt kann glücklicherweise meist Schlimmeres verhindert werden.

Nerven

Werden Nerven durch hohe Blutzuckerwerte geschädigt, spricht man von einer diabetischen Neuropathie. Ganz unterschiedliche Nerven können davon betroffen sein. Je nachdem welche Funktion diese Nerven haben, führt das zu verschiedenen Krankheitsbildern. Wenn gleich mehrere Nerven betroffen sind, spricht man von einer Polyneuropathie. Oft tritt die Polyneuropathie beidseitig an Fingern oder Füßen auf. Typisch sind brennende oder stechende Schmerzen, Kribbeln, Missempfindungen oder Taubheitsgefühle. Riskant ist eine diabetische Polyneuropathie insbesondere dann, wenn das Schmerzempfinden beeinträchtigt wird, etwa bei unbemerkten Verletzungen der Füße.

Füße:

Das „Diabetische Fußsyndrom“ gehört zu den schwerwiegendsten Folgeerkrankungen des Diabetes. Aufgrund der erhöhten Blutzuckerspiegel wird der Blutfluss im Beim und Fuß geschädigt. Selbst kleine Verletzungen können dadurch nur schlecht heilen. Dadurch, dass das Schmerzempfinden in den Füßen zusätzlich beeinträchtigt ist, wird die Wunde oft nicht bemerkt und die Füße werden weiterhin belastet. Dies führt dazu, dass die Wunde immer tiefer wird. Man spricht vom „Diabetischen Fußsyndrom“ oder vom „Diabetischen Fuß“. Ohne rechtzeitige Behandlung kann es zu starken Gewebeschädigungen mit gravierenden Folgen bis hin zur Amputation kommen. Durch regelmäßige Kontrolle (auch beim Arzt), Tragen von geeignetem Schuhwerk und Pflege der Füße können Sie dem diabetischen Fußsyndrom vorbeugen. [13]

Herz-Kreislauf-System

Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes liegen häufig auch Schädigungen der großen Blutgefäße vor. Die Ursache dafür ist eine Gefäßverkalkung der Arterien. An der Innenwand der Blutgefäße bilden sich Anlagerungen, man spricht von Arteriosklerose. Je nachdem, welcher Bereich im Körper betroffen ist, können unterschiedliche Folgen daraus resultieren. Sind Gefäße im Becken, den Armen oder den Beinen betroffen, kann es zur peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) kommen, umgangssprachlich als „Schaufensterkrankheit“ bekannt. Dabei werden oft die Füße unzureichend mit Blut versorgt. Erste Anzeichen sind ziehende und krampfartige Schmerzen, die zum Stehenbleiben zwingen. Unter den Personen mit pAVK in Deutschland sind etwa 40 Prozent an Diabetes erkrankt. Sind die Blutgefäße im Gehirn betroffen, kann es zu Schwindel oder schlimmstenfalls einem Schlaganfall kommen. Eine Blutgefäßschädigung, die das Herz betrifft, kann zum Herzinfarkt führen.

Psychische Folgen

Neben den oben genannten körperlichen Folgeerkrankungen kann Diabetes unter Umständen auch zu psychischen Störungen führen. Diese stehen allerdings meist nicht im direkten Zusammenhang mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel, sondern stellen vielmehr eine Reaktion auf das Leben mit Diabetes dar. Dazu zählen depressive Störungen, Angststörungen, Essstörungen, Zwangsstörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen. Etwa jeder dritte Patient mit Diabetes weist erhöhte psychische Belastungen auf, jeder achte leidet sogar an einer Depression. Aufgrund der Belastung durch die Therapie und der Angst vor Folgeerkrankungen steigt einerseits das Risiko, an einer Depression zu erkranken, andererseits haben Menschen, die an einer Depression leiden, häufig schlechter eingestellte Blutzuckerwerte und pflegen einen ungesunderen Lebensstil, was wiederum den Diabetes begünstigt. Um aus dieser Spirale herauszukommen, wird in der akutellen S2-Leitlinie „Psychosoziales und Diabetes“ je nach Ausprägung eine psychotherapeutische oder/und auch eine medikamentöse Therapie empfohlen. [19] [22]

Fazit Diabetes-Typ-2

Bei der Behandlung von Diabetes Typ 2 geht es nicht allein darum, die Krankheit zu kontrollieren. Ebenso wichtig sind Unterstützung, Empathie und Verständnis für Menschen, die mit der Krankheit leben. Denken Sie stets daran, wenn Sie selbst oder jemand in Ihrem Umfeld von Diabetes Typ 2 betroffen ist, sind Sie damit nicht allein. Es gibt zahlreiche Ressourcen, Unterstützungsgruppen und medizinische Fachkräfte, die Ihnen dabei helfen können, Ihren Weg zu finden. Denken Sie auch daran, dass die Behandlung von Diabetes Typ 2 nicht nur aus Medikamenten besteht, sondern auch eine Veränderung des Lebensstils erfordert. Kleine Schritte, wie regelmäßige körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und Gewichtsmanagement, können bereits einen großen Unterschied machen. Arbeiten Sie eng mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zusammen, um Ihre individuellen Bedürfnisse und Ziele zu besprechen und einen Plan zu entwickeln, der zu Ihren individuellen Lebensumständen passt. Darüber hinaus ist es wichtig, sich selbst und anderen gegenüber empathisch zu sein. Diabetes Typ 2 kann eine Herausforderung sein, aber es definiert nicht Ihre Identität. Mit der richtigen Unterstützung und einer positiven Einstellung können Sie ein erfülltes und beschwerdefreies Leben führen.

Häufig gestellte Fragen zu Typ-2-Diabetes